Chancen der Medizinbranche
Politik setzt die Rahmenbedingungen.
Der Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern, Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist entscheidend, um effektive Strategien zu entwickeln, die sowohl die Interessen der Wirtschaft als auch die Anforderungen an innovative Entwicklungen berücksichtigen.
Politik kann als Gestalter der Rahmenbedingungen einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, wirtschaftliche Chancen zu schaffen und Innovation zu fördern. Um sich über Herausforderungen und Chancen der Medizinbranche in Baden-Württemberg auszutauschen, besuchten die CDU-Spitzenkandidatin für die Europawahl 2024, Prof. Dr. Andrea Wechsler, und die CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Natalie Pfau-Weller vergangenen Montag gemeinsam die PolyMedics Innovations GmbH.
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse bilden für das Unternehmen PolyMedics Innovations GmbH (PMI) die Basis für ständige Innovationen zur Behandlung von Verletzungen der menschlichen Haut. Das Ergebnis kontinuierlicher Forschungsarbeit resultiert in einzigartigen Materialien und Behandlungskonzepten.
PolyMedics Innovations hat unter anderem innovative, synthetische Hautersatzmaterialien zur einmaligen Anwendung auf Brandwunden und übrigen Hautdefekten entwickelt. Diese Materialien beruhen auf einer patentierten Polymer-Technologie. Vorbild bei der Entwicklung der biologisch abbaubaren Membranen ist die gesunde menschliche Haut. Das Unternehmen ist Weltführer bei synthetischem Hautersatz und exportiert in 40 Länder.
Die Medizintechnik-Industrie müsse hier in Deutschland gleich mehrere signifikante Herausforderungen überkommen, berichtete der Geschäftsführer Christian Planck. Zwar würden Forschung und Entwicklung von Land und Bund mitfinanziert, schwierig sei danach aber die Dauer und Unzuverlässigkeit bei der Zulassung. Extrem vielversprechende Ansätze zur Patientenbehandlung würden dadurch verzögert,“ so der Geschäftsführer. Ein weiteres Problem sei das Thema Erstattung, diese definiere, wie ein Patient behandelt werde. Prozesse, die im Ausland – vor allem in den USA viel einfacher seien. Die Medizintechnik-Hersteller warnen: „Die Forschung wird in Deutschland finanziert und die Zulassung erfolgt zunächst in den USA. Dies bedeutet, dass Technologien Made in Germany zunächst den Patienten im Ausland zugutekommen werden“. Dieser Zustand sei nicht wünschenswert. Auch die Umsetzung der europäischen Medizinprodukte-Regelung stelle die Unternehmen aktuell vor nicht zu unterschätzende Herausforderungen, erläuterte Prof. Dr. Heinrich Planck, ebenso wie Datenschutz, KI-Verordnung, Nachhaltigkeitsberichterstattung und vieles mehr.
Die Medizintechnik spielt für den Standort Baden-Württemberg aus wirtschaftlicher und beschäftigungspolitischer Sicht eine überaus wichtige Rolle. Sie gilt als mögliche Leitbranche des 21. Jahrhunderts. Einige Faktoren, wie das regulatorische Umfeld in der EU, der hohe bürokratische Aufwand, die mangelnde Unterstützung für klinische Studien, hohe Energiekosten und der Fachkräftemangel, wirken dabei jedoch bremsend. Es ginge darum jetzt innovative Modelle für die Zukunft zu finden, dabei könne Europa viel von den USA lernen. „Ziel ist es, Baden-Württemberg als Top-Destination für klinische Studien zu platzieren, um den Standort Baden-Württemberg für kleine und mittelständische Unternehmen attraktiv zu machen und auch um Zulassungen in der EU zu beschleunigen,“ betonte Christian Planck.
Für die CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Natalie Pfau-Weller ist die Bedeutung der Medizintechnik als Innovationsmotor für Baden-Württemberg unumstritten. „Wir müssen die Wachstumspotentiale nutzen und ausufernde Bürokratie sowie eine Überforderung der Hersteller unbedingt vermeiden.“ Ein Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, Innovationshemmnisse oder gar eine Abwanderung von Innovationen müssten zwingend verhindert werden, so Pfau-Weller. Beide Politikerinnen versprachen, sich für die Belange der Medizintechnik-Unternehmen stark zu machen, um Baden-Württemberg zur Leitregion für innovative Medizintechnik der Zukunft weiterzuentwickeln.